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Fabfilter Plugin Test

Wenn es ein Plugin gibt, ohne das es mir wirklich schwer fallen würde zu mischen, dann ist das wohl der Fabfilter Pro-Q3 EQ.

Gekauft habe ich mir die ganze Fabfilter- Serie im Pro- Bundle 2020 zum Black Friday. Das Paket bzw. Bundle war zwar immer noch teuer mit knapp 465 €. Trotzdem war es ein sehr gutes Angebot anstelle der üblichen 619 €, bzw. 1.103 € beim Einzelkauf der Plugins. (149 € bzw. 169 € pro Stück).
https://www.fabfilter.com/shop/pro-bundle

Wie oft benutze ich die Plugins:
Pro-Q 3 – mein Standard EQ und auf fast jedem Kanal (100%)
Pro-L 2 – immer im Masterbus (100%)
Pro-R – als Ambience- Effekt in jedem Mix (90%)
Pro-MB – gerne auf dem Vox und Gitarrenbus (etwa 70% aller Mixe)
Pro-C – aktuell eher selten, wobei ich den Vocal Mode sehr gerne mag (30%)
Pro-DS – wenn ich einen Deesser benutze, ist es entweder der Pro-DS oder Soothe 2 (40%)
Pro-G – ich benutze so gut wie keine Gates, es liegt also nicht am Pro-G

Mehr dazu weiter unten. (15%)


Pro- Q 3
Der Pro-Q ist ein dynamischer M/S EQ und eine Allzweckwaffe die ihres- gleichen sucht. Aber was ist und macht den EQ so gut und beliebt?

1. Das Userinterface (UI) ist das beste, was ich bis jetzt erleben durfte. Es ist genial durchdacht und es ist immer eine Leichtigkeit, mit dem EQ zu arbeiten. Jede der sehr vielzähligen Funktionen ist einfach zu bedienen und leicht zu finden. Wer überlegt, was die perfekte Umsetzung eines UI ist, sollte hier fündig werden. Es wirkt wie maßgeschneidert.

2. Natürlich hat der EQ alle klassischen Filterfunktionen und kann noch ein paar Tricks mehr, was die Kurvengestaltung angeht.

3. Jedes Band kann mit einem Klick auf dynamisch geschaltet werden und funktioniert entweder als Kompressor oder Expander. Es macht das Signal also entweder lauter oder leiser, wenn der Threshold überschritten wird.
Der Clou daran ist, dass der Algorithmus eigenständig arbeitet und man keine Möglichkeit hat einzugreifen. Normal würde ich es als Nachteil ansehen, wenn ich keine Kontrolle habe, aber die Funktion ist dermaßen perfekt abgestimmt und klingt unglaublich musikalisch, dass es mir nichts ausmacht. Gut gemacht Fabfilter.
Der snare fehlt etwas attack? Kein Problem. Vocals deessen? Auch das ist ohne Probleme möglich.

4. Der Pro- Q hat die beste Bandsolofunktion, die ich bis jetzt bei einem EQ gefunden habe. Man hört also direkt, was man macht. Auch hier ein Klick und es funktioniert einfach.

5. Natürlich gibt es einen M/ S, also einen Modus, um das Mitten- und Seitensignal einzeln zu bearbeiten.

6. Linearphase Modus ist auch an Bord.

7. Man vergisst fast zu erwähnen, dass die Änderungen auch alle top klingen. Es ist also nicht nur ein schönes UI, denn die inneren Werte stimmen auch.

Mein Fazit zum Pro- Q:
Ich habe mich ehrlich gesagt lange Zeit gefragt, warum der Pro- Q so viel verwendet wird. Man sieht ihn wirklich bei fast jedem Engineer.
Mein Ergebnis? Es ist einfach unglaublich leicht und intuitiv mit dem EQ zu arbeiten. Es fühlt sich einfach nicht mehr nach Arbeit an. Es ist schwer zu beschreiben, der beste Vergleich für mich ist: wie mit einem heißen Messer durch kalte Butter zu schneiden, während einem Terry Crews die Schultern massiert. Meine Empfehlung ist, probiert den EQ aus, aber bitte nur, wenn Ihr das Kleingeld habt, denn Ihr werdet den Pro-Q definitiv kaufen wollen. 😉 So war es zumindest bei mir.


Bei den anderen Plugins werde ich mich ein wenig kürzer fassen. Wenn Ihr etwas vertieft haben wollt, schreibt gerne einen Kommentar

Pro- L 2
Für mich ist er der transparenteste Limiter am Markt, gerade wenn man das Oversampling aktiviert. Auch hier wieder tolles und durchdachtes UI, klares Meetering. Also ist es für mich nicht überraschend, dass der Pro- L in sehr vielen Masteringketten zuhause ist. Wie schon gesagt ist der Pro- L immer das letzte Glied in meiner Produktion.

Pro- C 2
Ich muss zugeben, ich müsste mich in den Kompressor nochmal wieder einlesen. Aktuell kann ich sagen, dass der Vocal- Mode sehr transparent und wirklich gut ist. Ich müsste mir aber noch einmal anschauen, was die anderen Modi genau tun. Generell ist der Pro-C sehr transparent und das ist der Grund, warum ich ihn momentan nicht so viel nutze. Ich mag den „Dreck“ eines 1176 mit release auf Anschlag bei Vocals. Für den Bus setze ich gerne einen SSL Bus Compressor mit Auto Release ein.
Auf die Gefahr hin mich zu wiederholen, auch hier ist das UI klasse. Es ist gerade für Anfänger geeignet, denn man sieht die Waveform vor und vor allem nach der Kompression. Wenn man noch nicht direkt hört, was man macht, ist das eine geniale Hilfe. Also wer Kompression lernen möchte, sollte einen Blick auf den Pro- C werfen.

Pro- MB
Der Fabfilter Multibandkompressor glänzt durch Qualität und ein etwas anderes Bedienungskonzept als viele anderen MBKs. Standardmäßig ist nämlich kein Band aktiv. Man klickt, um ein neues Band hinzuzufügen, der Rest des Frequenzbereiches bleibt somit unberührt. Zum Beispiel kann man nur ein einzelnes Band einfügen, um die Tiefmitten zu zähmen, der Rest des Signals verbleibt 1:1. Die meisten anderen Multiband-Kompressoren haben fest circa 4 Bänder und man kann nur die Trennfrequenz ändern. Ich zweifle dann immer daran, ob sie den Rest wirklich im Takt lassen. Gleichzeitig ist der Pro- MB auch ein Expander, also lassen sich auch hier Transienten betonen.
Die Sidechain Funktion ermöglicht es auch, nur einzelne Bänder anzusteuern. Es ist also möglich, bei einem Bass den Bassbereich via Kick- Sidechain zu ducken und die oberen Mitten normal zu komprimieren.

Pro- DS
Ein sehr transparenter klassischer Deesser, der entweder den kompletten Höhenbereich oder nur einen Teil des Frequenzbandes absenkt. Auch hier gibt es wieder eine überzeugende UI, die anhand der Waveform genau anzeigt, wo der Deesser arbeitet. Ich beschreibe ihn als klassischen Deesser, weil er nicht wie etwa Soothe die einzelnen Frequenzen und Resonanzen direkt angeht.

Pro- R
Für mich einer der besten algorithmisch basierten Hall- Maschinen, die es gibt. Es gibt eine Vielzahl an Presets, mit denen man erst einmal erleben sollte, wozu dieser Hall überhaupt fähig ist. Einen Standardplatz hat er für mich als Ambience- Maschine, da ich sonst auf eine Emulation von Lexicon 480 von Relab setze, sowie einige Delay Effekte.

Pro- G
Ein wirklich gutes Gate, wenn man heutzutage noch ein Gate benötigt. Toms werden klassisch bei mir immer geschnitten und daher ist kein Gate nötig. Für Drums setze ich dann noch eher auf den Drumleveler, der Transienten basiert arbeitet und daher noch ein wenig sauberer ist. Er war im Bundle dabei, aber ich würde ihn mir nicht einzeln kaufen.


Gesamtfazit:
Ich kann die gesamte Fabfilter Reihe durchweg empfehlen, aber natürlich solltet Ihr sie erst einmal selbst ausprobiert haben. Es gibt günstigere Alternativen, aber wenige, mit denen es so angenehm und schnell zu arbeiten ist. Die Plugins sind jetzt seit fast einem Jahr meine täglichen Begleiter. Wie anfangs erwähnt würde ich wohl durchdrehen, wenn ich den Pro- Q nicht hätte, da er einfach eine bzw. meine Allzweckwaffe ist. Ja, es geht auch anders, aber 6 mal so umständlich.
Ich habe mir letzte Woche noch den Saturn gegönnt, also werde ich auch weiter auf Fabfilter setzen. Aber zum Saturn wird es erst zu einem späteren Zeitpunkt ein Fazit geben.
Ob es irgendwann eine neue Version für die Plugins geben wird, also als Beispiel einen Pro-Q 4, kann ich nicht sagen. Auch weil ich nicht wirklich weiß, was man überhaupt noch verbessern könnte.

Eine Antwort auf „Fabfilter Plugin Test“

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