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Mastering und der -14db LUFS Mythos

Vielerorts kursiert die Annahme, dass man seine Master auf eine Lautheit von -14db LUFS bringen sollte. Die LUFS sind in der EBU R 128 definiert.

  • LUFS steht für „Loudness units relative to fullscale“
  • 1 DB entspricht einem LU
  • „Festgelegt wird, dass ein Zielwert (Target Level) von −23 LUFS ± 1 LU gemessen über die Gesamtheit des angelieferten Spots, Beitrags oder der Sendung einzuhalten ist. Außerdem darf ein digitaler Spitzenpegel von −1 dBTP nicht überschritten werden.“
  • In der Tontechnik nutzen wir zusätzlich die Momentary Messung (M) – 400ms und Short Term (S) – 3 Sekunden. Die Gesamtlautheit wird als Integrated (I) bezeichnet.

(Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/EBU-Empfehlung_R_128)

Warum -14 LUFS?

Wenn die EBU R 128 – 23 als Ziel setzt, woher kommt dann die magische Zahle -14? Das ist simpel, denn die zwei größten Anbieter für Musik und Medieninhalt, Spotify und Youtube, haben -14 DB LUFS als Standard definiert.

Lauter ist besser

Mit diesen Standards haben wir das Ende des sogenannten „Loudness-War“ erreicht, wir spüren aber immer noch die Nachwirkungen davon. Aber was ist/war der „Loudness-War“?

Lauter wird bei Musik bei ähnlicher Qualität immer als besser empfunden. Wir können aber die Lautstärke beim Hörer nicht verändern. Aber wenn unsere Durchschnittslautheit lauter ist als bei der CD/MP3 davor, dann klingt unser Master besser. Dazu hat man vereinfacht gesagt einfach die Spitzen abgeschnitten. Und genau dieses hat man auf die Spitze getrieben. Um zu „atmen“ und Punch zu haben braucht Musik eine gewisse Dynamik oder anders gesagt, wenn alles gleich laut ist, ist gar nichts mehr laut. Aber wir wollen ja, dass es laute und leise Instrumente und Parts gibt.

Trotzdem hat man sich mit immer höheren Durchschnittslautstärken gegenseitig den Krieg erklärt. Bekanntes Opfer ist wohl das Album Death Magnetic von Metallica, was mit einer Lautheit von -3db bis -5db daher- kommt und so bescheiden klingt, dass die Fans reihenweise Protest eingelegt haben.

Trotzdem haben wir seit Mitte der 90er bis vor kurzem in genau diesem Krieg gelebt.

Jetzt sind alle gleich laut

Spotify orientiert sich also jetzt an der Gesamtlautheit eines Tracks und dreht diesen herunter bis er cirka bei -14 db liegt. Das wäre jetzt kein Problem, wenn die Lieder den gleichen Dynamikumfang hätten.

Bei einem dynamischen Master haben wir jetzt also einen Umfang von -14db von unserem Durchschnittslevel bis zu den lautestens Transienten (Pegelspitzen). Dieser Umfang liegt bei unserem Metallica Beispiel nur bei 5db und klingt gegenüber dem dynamischen Master als relativ fade und klein.

Warum ist -14db dann ein Mythos?

Das hat für mich mehrere Gründe:

  1. Wir sind an extrem komprimierte Musik gewöhnt.
    Genau das meine ich mit den Nachwirkungen des „Loudness War“. Wir haben eine ganze Generation, die an genau diesen Sound gewöhnt ist und diesen erwartet.
  2. Gerade Rock und Metal leben davon sehr kompakt zu sein.
  3. Nicht alle Medien normalisieren die Lautheit. Zum Beispiel kann man in der Spotify Desktopvariante die Normalisierung ausschalten.
  4. Wer sagt uns, dass der Standard nicht wieder geändert wird auf -11db?
  5. Was genau machen professionelle Produktionen?

In der Praxis

TC Electronic hat eine Mastering Software namens Finalizer, aber um diese soll es nicht gehen, sondern über deren Online Portal finalizer.com.

Hier kann man seinen eigenen Song analysieren lassen. Aber es geht mir hier um deren Datenbank, auf der man sich viele bekannte Produktionen im Vergleich ansehen kann.
Mein Fazit daraus ist, dass viele Produktionen in einem Bereich von -9db bis -11db liegen.

Meine Konklusion

Eine Zeit lang habe ich mich an den -14db LUFS Standard gehalten, aber irgendwie klang es nicht richtig. Seitdem ich im Bereich zwischen -9db und -11db mastere, klingt es richtiger und besser, da wir diesen Sound über die letzten Jahre bzw. Jahrzehnte gewöhnt sind.
Trotzdem würde ich sagen, wir bewegen uns wieder mehr zu Songs mit mehr Dynamik hin, da 9- 11 schon nahezu leise ist zu den Werten, die wir noch vor 5 Jahren gesehen haben.

Meine Empfehlung ist also, sich nicht an die -14db LUFS zu halten, sondern sich an den „Profis“ zu orientieren. Denn was gehört wird ist richtig, zumindest wenn es um den kommerziellen Erfolg geht. Alternativ solltet Ihr einfach auf Eure Ohren vertrauen.

3 Antworten auf „Mastering und der -14db LUFS Mythos“

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